Miele, DeutscheBank, SAP, Bayer und ZF – große Unternehmen also – trennen sich dieses Jahr von einem Teil ihrer Mitarbeitenden. Da könnte sich der Mittelstand eigentlich dieHände reiben. Mehr Menschen auf dem Arbeitsmarkt, also Schluss mit Personal- undFachkräftemangel im Mittelstand?

Leider ist es nicht ganz so einfach. Denn ein Teil der betroffenen Mitarbeitenden verabschiedet sich mit „goldenem Handschlag“ in den vorgezogenen Ruhestand, ein anderer Teil wird innerhalb derUnternehmen eine neue Aufgabe finden. Und angesichts der Gehaltsdifferenz zwischen Konzernmitarbeitenden und dem Mittelstand ist es unwahrscheinlich, dass wie durch Zauberhand der Mangel an Fachkräften verschwindet.

Und auch im Mittelstand zeigt sich ein sehr unterschiedliches Bild, betrachtet man die einzelnen Branchen. Die Studie„Fachkräftemangel 2024“ der Manpower Group zeigt auf, dass unabhängig von derUnternehmensgröße aktuell mehr als 80 Prozent der Unternehmen nach Fachkräften suchen, vor allem aus dem Branchen Konsumgüter & Dienstleistungen,Transport, Logistik und Automotive sowie Gesundheitswesen & Life Sciences.

Zumeist bezieht sich der Fachkräftemangel auf Arbeitskräfte mit sehr spezifischen Fähigkeiten oder Qualifikationen. Auch mittelständische Unternehmen könnten daher in manchen Bereichen Personalabbauen, während sie gleichzeitig Schwierigkeiten haben, Positionen mit speziellen Qualifikationen zu besetzen. Auch der Standort spielt eine Rolle. In strukturschwachen Gebieten entwickelt sich der Arbeitsmarkt anders als in wirtschaftlich starken Regionen mit einem hohenAnteil von Dienstleistungsunternehmen.

Ein weiterer Aspekt: Aufgrund desFachkräftemangels können manche Unternehmen nicht mehr so viele Aufträge abarbeiten wie früher. Das betrifft vor allem produzierende Unternehmen. DieFolgen sind Engpässe in der Produktion, geringere Umsatzzahlen und irgendwann der Druck, Kosten zu senken – was häufig in einen Stellenabbau mündet.

Bei Restrukturierungen im Mittelstand macht es keinen Sinn, einfach nur teure Mitarbeitende zu entlassen, um Kosten zu senken. Zwei Fragen sind meines Erachtens wichtig:

1.     WelcheMitarbeitenden braucht das Unternehmen unbedingt für die Zukunft?

2.     Wen braucht das Übernehmen, damit ein möglichst geschmeidiger Übergang in die Zukunft gelingt?

Ältere (und meist teure) Mitarbeitende können beim Übergang helfen. Sie haben ein großes Wissen und sind oftVertrauenspersonen für die jüngeren Mitarbeitenden oder fürQuereinsteiger*innen. Ihnen kann es gelingen zu motivieren – und Motivation ist wichtig angesichts der herausfordernden Veränderungen unserer Zeit.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Stellenabbau einerseits und Fachkräftemangel andererseits gemacht?

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