Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff „Innovationskultur“? Mit zwei Szenarien lässt sich gut verdeutlichen, worum es geht und worauf es ankommt. Unser fiktiver Mitarbeiter heißt Klaus – und die für diesen Beitrag erfundenen Arbeitswelten könnten nicht unterschiedlicher sein…

Szenario 1: Ein Märchen

Klaus fährt auf den Firmenparkplatz. Die letzte freie Lücke ist ganz am Ende des Geländes. Jetzt schnell einparken und 750 Meter zurücklaufen zum Eingang. Hier sind die Vorstandsparkplätze, fast alle frei – kein Wunder, denn die meisten haben ihren permanenten Arbeitsplatz inzwischen im Ausland.

Im Gebäude hängen alte, leicht vergilbte Fotos. Sie erzählen von der rühmlichen Vergangenheit des Unternehmens. Es duftet nach Kaffee, wahrscheinlich für die Konferenzräume. Denn die Cafeteria ist noch geschlossen. Dafür ist das eigene Büro ordentlich und sauber. Was steht an? Die Vorbereitung auf eine Präsentation, der Monatsbericht, eine Besprechung mit dem Boss und ein Termin bei der Personalabteilung.

Die Präsentation über die eine eigene strategische Idee macht Laune. Klaus legt fundiert und detailliert dar, wie sie in kürzester Zeit gewinnbringend umgesetzt werden kann. Zugegeben: Sie liegt etwas außerhalb des Kerngeschäfts, könnte aber aufgrund ihres Potenzials perspektivisch zu einer neuen Unternehmenssparte führen. Und das wäre wichtig, denn der Monatsbericht zeigt nicht gerade die besten Zahlen. Die Quote der Aktivitäten, die sich auf neue Ideen konzentrieren, ist jedoch übererfüllt. In der Summe passt also alles – denkt Klaus.

In der Besprechung mit dem Boss legt Klaus die Präsentation und den Monatsbericht vor. Der Boss blättert die Präsentation durch, nickt kurz und teilt Klaus mit, dass sich der Termin der Präsentation um sechs Wochen verschoben hat. Länger hält er sich beim Monatsbericht auf, denn die Zahlen missfallen ihm. Alle Aktivitäten rund um neue Ideen sind deshalb herunterzufahren, um Geld zu sparen.

Dabei wünscht das Unternehmen doch Innovationen, so steht es zumindest Schwarz auf Weiß in der Firmenzeitung. Diese Information ist Thema des Gesprächs mit der Personalleitung. Denn Klaus möchte wissen, wie seine nächsten Karriereschritte aussehen könnten und wie sich der Widerspruch  hinsichtlich der Innovationskultur auflösen ließe. Die Personalleitung weicht aus, beteuert Klaus, dass seine Karriere in der Planung sei und schreibt später einen Vermerk, dass Klaus mangelnde Unterstützung zeige.

Einige Wochen später kommt es zu einem Gespräch zwischen Klaus und seinem Boss, der – angesprochen von der Personalleitung – mehrmals mit Klaus über Zahlen und Geduld bei der beruflichen Entwicklung gesprochen hatte. Klaus hatte in diesen Gesprächen wiederholt darauf hingewiesen, dass die Strategie des Unternehmens doch die Innovation sei, was sich jedoch in seinen Aufgaben nicht widerspiegelte.

Einige weitere Wochen später ist Klaus so frustriert, dass er kündigt, was die Firma gerne akzeptiert. Und dann lebt diese Firma glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende… Oder nicht?

Szenario 2: Das Paradies

Morgens findet Klaus einen Parkplatz nahe dem Eingang des Unternehmens. Gute Laune macht sich breit, die sich im Eingangsbereich verstärkt: Überall ansprechende Bilder mit spannenden Ideen für die Zukunft, teilweise sogar von Kindern gemalt. Nichts wie in die Cafeteria, um einen duftenden Kaffee zu holen.

Im eigenen Büro angekommen, geht Klaus die Agenda durch. Präsentation, Monatsbericht, Boss, Pause, HR. Also los geht’s!

Die Präsentation vorzubereiten ist ein Spaziergang, denn Klaus weiß, dass das Thema andere im Unternehmen ebenso begeistert wie ihn. Und auch die ersten Zahlen passen – so gut, dass Klaus eine Zukunftsvision mit dieser Idee als neuer Geschäftssparte einbaut.

Beim Monatsbericht gibt Klaus an, wieso die Zahlen etwas mau sind. Der Bericht ermöglicht es,  neue Ideen und ihre Erfolgschancen vorzustellen. Klaus baut alle wichtigen Eckdaten seiner Idee ein und erläutert, was er plant.

Bei seinem Boss kommen sowohl Präsentation als auch Monatsbericht gut an. Er schlägt kleine Änderungen vor, die verdeutlichen, wie sehr diese Ideen auf der strategischen Linie des Unternehmens liegen. Beim Monatsbericht sagt er Hilfe zu, um die Zahlen auf Plan zu bringen, damit der Fokus weiterhin auf Innovationen liegen kann.

Das passt auch zum Tenor der Firmenzeitung, die Klaus über Mittag online liest. Hier wird der Erfolg von Klaus‘ Abteilung bei Innovationen berichtet, trotz der hohen Investitionen, die hierfür notwendig sind. Aber alles deutet darauf hin, dass der mittel- und langfristige Erfolg so groß sein wir, dass sich diese Kosten schnell amortisieren.

Der Kollege von HR ist wie immer bestens vorbereitet. Er kennt die Ambitionen von Klaus und seine Kompetenzen. Daher macht er konkrete Vorschläge zur Weiterentwicklung von Klaus‘ Karriere. Auf Basis seiner Lebenssituation sowie des Projektstatus entscheiden sie im Gespräch, dass Klaus im nächsten Jahr bei einem Auslandsaufenthalt in einem anderen Land die Innovationskultur aufzubauen hilft.

Ende gut, alles gut? Ja, das geht! Wenn ich Ihnen beim Fine-Tuning einer innovativen Unternehmenskultur helfen darf: Ein Zeichen genügt.

Nächster Artikel
Project icons