Talentsuche im Unternehmen: Hinschauen lohnt sich
Kaum ist der Sommer vorbei, beginnen Unternehmen das Folgejahr zu planen. Die Konferenzzentren verbuchen mehr und mehr Anfragen zum Thema Strategieplanung. Die Anzahl entsprechender Artikel in den renommierten Fachzeitschriften steigert sich. Viele haben die ruhigere Sommerzeit genutzt, das bisherige Jahr Revue passieren zu lassen: Was waren die Ziele, was ist umgesetzt, was ist noch zu tun? Und wo finden wir die hierfür passenden Talente?
Teil dieser Überlegungen ist immer die Ausrichtung des Unternehmens. Was bringt die Zukunft? Sind wir für die kommenden Herausforderungen richtig aufgestellt? Gibt es technische oder wirtschaftliche Entwicklungen, die für das Unternehmen relevant sind? Welche Impulse kommen von den Mitarbeitern?
Je nach Unternehmen tauchen neue und allgemein bekannte Themen wie Digitalisierung und Demographie auf. Vielleicht kristallisiert sich für Sie heraus, dass eine Kurskorrektur sinnvoll ist. Diese Überlegungen besprechen Sie mit der Führungsmannschaft und präzisieren sie. Und dann kommt die Frage: Wie setzen wir das um? Wer hat die richtigen Kompetenzen?
Internes Talent-Scouting für neue Kompetenzen
Jetzt wird es spannend. Viele Unternehmen haben eine konkrete Vorstellung davon, was sie von ihren Mitarbeitern erwarten und schreiben dies in Arbeitsplatz-Beschreibungen, Kompetenz-Profilen oder ähnlichem fest. Auch die Beurteilung der Mitarbeiter erfolgt nach klar vorgegebenen Verfahren. Was aber, wenn das Unternehmen plötzlich andere Kompetenzen benötigt?
Dieses Problem betrifft nicht nur so augenfällige Beispiele wie digitales Marketing. Hierfür stellen Unternehmen gerne neue Mitarbeiter ein, die Experten sind. Doch was tun, wenn die Gründung einer neuen Abteilung auf dem Programm steht? Oder das Unternehmen plant, einen neuen Prozess oder eine neuen Software einzuführen? Dann verändern sich die Anforderungen an die Mitarbeiter. Beschließt eine Firma zum Beispiel nach Jahren der Bestandsverwaltung, auf innovative Produkte zu setzen, braucht sie die passenden kreativen Mitarbeiter.
Natürlich können Unternehmen dann Personal bei anderen Unternehmen abwerben. Oder HR-Mitarbeiter auf die Abschlussjahrgänge an Universitäten und Hochschulen ansetzen, um qualifizierte Berufseinsteiger zu finden. Viel zu selten suchen Unternehmen jedoch in den eigenen Reihen nach geeigneten Mitarbeitern und Talenten, um diese zu fördern und weiterzubilden.
Ich habe einmal für ein Unternehmen gearbeitet, das plante, mehr Umsatz mit Produkten zu erzielen, die jünger als fünf Jahre sind. Gesucht waren daher kreative, innovativ denkende Mitarbeiter. In dieser Zeit saß ich in einem Ausschuss, der solche Projekte auszeichnete. Bereits seit mehreren Jahren erhielt ein sogenannter ‚blue collar’-Mitarbeiter die Auszeichnungen. Er arbeitete seit Jahrzehnten im gleichen Betrieb auf mehr oder weniger dem gleichen Job. Kein Verantwortlicher hat sich jemals gefragt, woher dieser Mann so viel kreative Energie hatte. Hätte man nachgefragt, hätte man erfahren, dass dieser Mann in seiner Freizeit erfolgreich Skulpturen aus Schrott herstellte.
Warum bleibt ein so kreatives Talent in einem Unternehmen ungenutzt? Ein Mitarbeiter mit einem solchen Potenzial könnte doch an Projekten mitwirken, bei denen Ideenreichtum gefragt ist. Zumal dieser Mitarbeiter aufgrund seiner langen Erfahrung viel über die Produkte wusste und jedem Ingenieur und Marketing-Leiter das Wasser reichen konnte.
HR kann einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Strategie-Verwirklichung leisten. Dazu müssen sich die Verantwortlichen der Talente und Fähigkeiten der Mitarbeiter bewusst sein und diese fördern. Macht man dies konsequent, lassen sich strategische Neuausrichtungen ohne lange Personalsuche umsetzen. Mehr Gewinn für Alle!
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