Die Rolle der Zuständigen für die Auswahl der Mitarbeiter hat sich signifikant verändert. Früher ging es fast immer darum, die Guten herauszufiltern und die Schlechten schnell abzuwimmeln. Da wurde gerne noch der Satz „Wir senden Ihnen Ihre Unterlagen zu unserer Entlastung zurück“ in die Briefe eingefügt. Ein Satz, der sogar im 21. Jahrhundert, im Zeitalter der elektronischen Bewerbung, noch nicht vollkommen ausgerottet ist …
Die Frage ist: Können wir es uns leisten, jemanden, der eine Stelle sucht, abzulehnen? Gibt es tatsächlich Bewerber, die so gar nicht qualifiziert sind? Wie häufig kommt es vor, dass sich ein Bankangestellter als Dreher bewirbt? Oder ein Bäcker als Versicherungsagent? Es ist doch wohl eher so, dass die meisten Bewerber für die ausgeschriebene Stelle eine einigermaßen passende Qualifikation mitbringen. Die muss allerdings auch erkannt werden. Wenn man hier zu viel Wert auf bestimmte Abschlüsse legt, ist man schnell zu limitiert in seiner Auswahl. Zumal es mittlerweile so viele unterschiedliche Ausbildungen gibt, dass es kaum jemanden gibt, der voll und ganz erfassen kann, ob eine Ausbildung für eine Position voll passt oder nicht.
Immer häufiger lese ich auf, dass Firmen weniger auf fachliche Ausbildung als auf persönliche Qualifikation schauen sollen. Die meisten professionellen Erfahrungen lassen sich schnell nachholen, die Grundzüge einer Persönlichkeit hingegen bestehen seit den frühen Kindheitsjahren. Genauso wie die Fähigkeit zu denken. Also muss sich das Augenmerk eines Verantwortlichen, der für die Suche neuer Mitarbeiter zuständig ist, grundlegend ändern. Anstelle zu fragen „Hat der Kandidat die richtigen Qualifikationen?“ muss nun gefragt werden “Wo könnte die Persönlichkeit und der Erfahrungsschatz dieses Menschen bei uns passen?“
Wie sieht Ihr Online-Bewerbungssystem aus? Ist es einfach und motivierend zu bedienen oder verliert der Kandidat nach 30 Minuten die Lust und die Nerven? Swisscom hat hier radikal umgestellt. Als sie feststellten, dass sie sehr gute Kandidaten während des umständlichen Prozesses verloren, haben sie den Prozess verkürzt. Jetzt dauert nur 30 Sekunden (ja, eine halbe Minute!) um sich bei Swisscom zu bewerben. Denn hier schickt man einfach sein Xing- oder LinkedIn-Profil und zeigt damit: ich bin daran interessiert bei euch zu arbeiten. Die Aufgabe der Swisscom ist es zu überlegen, wo der jeweilige Kandidat arbeiten könnte. Dabei wird viel Kreativität entwickelt um sicherzustellen, dass jeder eine faire Chance bekommt. Sollte mal jemand nicht sofort passen, wird er so behandelt, dass er die Swisscom in bester Erinnerung behält und positiv über das Unternehmen spricht.
Haben Sie mal bei dem Bewertungsportal Kununu gelesen, wie potenzielle Kandidaten die Erfahrungen bei Ihnen beschreiben? Worauf achten Sie bei der Beurteilung von Potenzial? Ist Ihre Personalabteilung eher eine Auslese-Abteilung oder achtet sie darauf, dass alle Mitarbeiter ihr Bestes geben und positive Signale nach außen senden? Immer mehr Firmen beginnen, Chief Happiness Officers oder Directors for Employee Engagement einzustellen. Mit diesen Firmen stehen Sie in Konkurrenz. Wie Sie Ihre Mitarbeiter und Bewerber beeindrucken können, zeige ich Ihnen gerne.
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