Auch wenn es manchmal so scheint, als ob sich alles seit 15 Monaten in der Schock-Starre befindet: Das Geschäftsleben geht weiter. Betriebe und ihr Personal arbeiten, wenn auch unter zum Teil signifikant veränderten Bedingungen. Und Betriebe stellen auch weiterhin ein. Und diese neuen Mitarbeitenden gilt es erfolgreich einzugliedern. Aber worein?
Für den reibungslosen Ablauf einer Einarbeitungsphase gibt es mittlerweile viele gute Übersichten und Ratschläge: https://www.business-wissen.de/artikel/neue-mitarbeiter-wie-das-digitale-onboarding-gelingt
Die größte Herausforderung ist mit Sicherheit das Vermitteln des sogenannten ‚Stallgeruchs‘.
Stallgeruch
Wie wird die Vision gelebt? Wie wird gearbeitet, gefördert, belohnt? Es ist sicher sehr hilfreich, wenn man neuen Mitarbeitenden jemanden aus dem Team zur Seite stellt, der oder die in die Unternehmenskultur einführt. Einen kleinen Haken hat das allerdings: Solche Teammitglieder kennen die Firma in einer anderen Form: der mit den persönlichen Treffen, dem informellen Kaffeetrinken, dem gemeinsamen Essen, den interaktiven persönlichen Innovations-Workshops.
Natürlich gibt es für alle Aktivitäten mittlerweile sehr viel technische Unterstützung. Und natürlich haben wir uns inzwischen gut daran gewöhnt. Dem bestehenden Team hilft die Erinnerung an die Zusammenarbeit, wie sie davor war, durch die veränderte Situation zu kommen. Allen „Neuen“ hingegen fehlt diese wichtige Referenz.
Unternehmenskultur
Wie kann man also den Spagat herstellen, neue Mitarbeitende gut zu integrieren, ohne dabei die Unternehmenskultur, die zumindest teilweise durch ein persönliches Miteinander gelebt wird, verzerrt darzustellen? Wie kann man Teammitgliedern dabei helfen, eine temporäre sowie eine zukünftige Kultur mit zu gestalten und zu tragen?
Steigen neue Mitarbeitende in ein Auto, einen Bus, ein Flugzeug, ein Raumschiff? Wie ist das gegenseitige Interesse aneinander? Es kann durchaus sein, dass Vorgesetzte derzeit den Kontakt mit ihren Mitarbeitenden suchen, das aber wieder reduzieren, wenn Präsenz erneut möglich sein wird. Neu eingestellte Mitarbeitende, die die Intensität des Kontaktes mit Vorgesetzten in der Pandemie kennen und schätzen gelernt haben, werden dann erst einmal verwirrt und vielleicht sogar frustriert sein. Und umgekehrt: Werden neue Kolleginnen und Kollegen in der Pandemie gefühlt alleine gelassen, werfen sie vielleicht schnell die Flinte ins Korn.
Einarbeitung
Ein weiterer Aspekt ist der der Einarbeitung. Wird diese aufgrund der Pandemie intensiver ausgestaltet, kann der Eindruck entstehen, dass diese Art der Unterstützung auch im normalen Geschäftsleben gegeben sein wird. Fehlt eine gute Einarbeitung, kann neben der Frustration für neu eingestellte Teammitglieder bei ihnen der Eindruck entstehen, dass sie den Anforderungen nicht entsprechen. Dann wird schnell eine talentierte Kraft in der Probezeit entlassen, weil nicht genug an der Integration gearbeitet wurde.
Zusätzliche Belastung
Die Vorgesetzten dürfen hier nicht übersehen, dass die derzeitige Art der Arbeit für viele Mitarbeitende eine zusätzliche Belastung ist. Hatte man früher in Besprechungen durchaus einmal die Möglichkeit, sich geistig zu verabschieden und zur Erholung aus dem Fenster zu schauen, wird aufgrund der Video-Verbindung heute sofort sichtbar, wenn ein Teilnehmender nicht voll und ganz bei der Sache ist. Darüber hinaus sind die Verteil-Zeiten weggefallen, so dass Video-Konferenzen ‚back-to-back‘, also eine nach der anderen geplant werden. Manchmal findet sich noch nicht einmal die Zeit für eine biologische Pause.
Wenn jetzt hierzu noch die zusätzliche Aufgabe kommt, neue Mitarbeitende einzuarbeiten, wird das häufig für die Beteiligten zu viel. Dann leidet entweder die Arbeit oder das On-boarding.
Lösungen
Gibt es hier Lösungen? Natürlich. Es gilt, für die notwendigen Termine miteinander entsprechende Zeitfenster einzuplanen und Mitarbeitende, die mit der Unterstützung des On-boarding betraut wurden, aus anderen Projekten abzuziehen. Je besser neues Personal eingearbeitet wird, desto schneller können neue Verantwortung übernommen und die Kolleginnen und Kollegen entlastet werden.
Wenn Sie mich nach drei Dingen fragen, die es zu beachten gilt – hier sind sie:
- Genaue Beschreibung und Vermittlung der Kultur in ‚normalen‘ Zeiten
- Genaue Beschreibung und Vermittlung der Kultur in Corona-Zeiten
- Explizite Freistellung aller Beteiligten für ein qualitativ hochwertiges Einarbeiten
Wenn Sie Interesse daran haben, bei der Kultur-Beschreibung unterstützt zu werden: Ich stehe bereit!
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