Nachhaltig leben ist für viele Menschen ein Thema. Kampagnen informieren zu den verschiedenen Schwerpunkten, die unter den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen zusammengefasst sind. Zugleich habe ich das Gefühl, dass sich in unserer Gesellschaft sehr vieles verändert. Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Manchmal fällt es mir schwer einzuordnen, was als nachhaltig einzustufen ist und was nicht, weil in vielen Fällen komplexe Zusammenhänge zu berücksichtigen sind. Doch als Unternehmensberaterin finde ich viele der Veränderung spannend und Mut machend, da sich neue Geschäftsmodelle auftun.
So beobachte ich beim Einkaufen, dass vegane und vegetarische Produkte selbst bei Discountern nicht mehr aus dem Angebot wegzudenken sind. Doch wie nachhaltig sind diese Produkte, wenn zum Beispiel für Fleischersatz exotische Früchte importiert werden müssen oder Regenwald für den Anbau von Soja gerodet werden muss? Und können wir tatsächlich nun 8 Milliarden Menschen auf diese Weise ernähren, wenn zugleich ertragreiche Anbauflächen weltweit abnehmen – auch durch Klimaveränderungen?
Die Anzahl von E-Autos nimmt gefühlt täglich zu und auch die entsprechende Infrastruktur in den Städten. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis setzt sich das E-Bike zumindest als Zweitrad durch. Auf den Straßen tummeln sich neben „normalen“ Fahrrädern inzwischen E-Bikes, E-Roller und Lastenfahrräder. Ist das nachhaltig, wenn unser Strom noch nicht vollständig aus erneuerbaren Energie gewonnen wird und wir für Akkus kostbare seltene Erden benötigen, von der Entsorgung ganz zu schweigen?
Innenstädte verändern sich, da Online-Shopping in unserem Leben eine immer größere Rolle spielt. Unter idealen Bedingungen sind Online-Einkäufe nicht zu verurteilen, doch Retouren, zu große Pakete, Übersee-Bestellungen und Co. verhageln die Bilanz. Wie könnte sich hier mehr Nachhaltigkeit durchsetzen?
Seit der Pandemie hat hybrides Leben und Arbeiten einen festen Platz in unserem Leben, auch ich biete inzwischen meinen Kundinnen und Kunden eine solche Beratung an. Doch die aktuelle Energiekrise weckt nicht nur Erinnerungen an die autofreien Sonntage der 1970er Jahre, sondern belebt auch die Diskussion um den Energieverbrauch der digitalen Infrastruktur.
Die Liste ließe sich fortsetzen. Doch was bedeutet das für die Gesellschaft? Zum einen, dass wir vieles ausprobieren und evaluieren müssen, denn einfache Lösungen gibt es nicht (mehr). Damit müssen wir an unserer Fehlerkultur arbeiten und nachsichtiger werden. Und wir benötigen Kreativität, Flexibilität, Agilität und Vernetzung, um die Herausforderungen zu meistern.
Bereits 1975 prägte Herbert Achternbusch den zum geflügelten Wort gewordenen Satz: „Du hast keine Chance, aber nutze sie.“ Ich denke, unser Planet, unsere Gesellschaft und wir alle haben viele Chancen, wenn wir die Notwendigkeit für Veränderungen akzeptieren, engagiert die Ärmel hochkrempeln und einfach mal machen statt zu klagen.
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