Man kann eigentlich keine Zeitschrift aufschlagen ohne mit dem Thema Fachkräftemangel konfrontiert zu werden. Da möchte man als Unternehmen wachsen, Neues aufbauen, sich verändern, neue Arbeitsplätze schaffen – und findet dazu nicht die passenden Leute. Es dauert – so Personalberater – mittlerweile sechs bis neun Monate, um eine Position zu besetzen. Die offizielle Statistik der Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass im Durchschnitt eine Stelle, egal ob akademisch oder nicht, 120 Tage unbesetzt bleibt. Drei Monate, in denen andere Kollegen die Arbeit mitmachen müssen. Das führt bei diesen häufig zu Überlastungen und unter Umständen sogar Ausfällen. Ein schwerwiegender wirtschaftlicher Faktor also. Aus welcher Richtung könnte hier Hilfe kommen?
Zunächst einmal ist es immens wichtig herauszufinden, welche Kompetenzen ein neuer Mitarbeiter haben sollte. Dabei reicht es nicht aus, einfach die Stellenbeschreibung des weggegangenen Kollegen zu nehmen. Oder bei neu geschaffenen Stellen die Stellenbeschreibung einer ähnlichen Position. Es sollte genau analysiert werden, welche Kompetenzen und Fähigkeiten im Unternehmen, der Abteilung oder im Team fehlen, um die strategischen Ziele zu erreichen.
Bevor man sich nach außen wendet, ist es immer anzuraten, erst einmal die vorhandenen Mitarbeiter auf ihre Potenziale hin unter die Lupe zu nehmen. Oft haben nämlich diese die gewünschten Kompetenzen, nur wurden sie nicht oder zu wenig nachgefragt, weil sie keine besondere Rolle spielten. Da gibt es dann unter Umständen den Maschinenführer in der Produktion, der in seiner Freizeit erfolgreich künstlerisch tätig ist. Wenn ein Unternehmen kreative Geister sucht, wäre man hier doch bereits fündig geworden… Oder man sucht eine neue Führungskraft und übersieht einen Referenten, der zwar noch kein Team geleitet hat, dafür aber Vorsitzender des Tennisclubs ist und dort sehr wohl seine Führungsqualitäten unter Beweis stellt. In vielen Fällen kann man die Vakanz in eine Region verschieben, in der die Stellenbesetzung einfacher zu bewerkstelligen ist: Wenn beispielsweise eine neue Niederlassung oder ein neues Verkaufsgebiet aufgebaut werden soll, ist es immer sinnvoll zu fragen, ob von den bestehenden Mitarbeitern jemand Interesse hätte, dorthin umzuziehen. Immer wieder sehe ich erstaunte Gesichter von Personalverantwortlichen, wenn sie hören, dass der Mitarbeiter, der gerade ein Haus gebaut und Kinder bekommen hat, trotzdem bereit ist umzuziehen, weil andernorts die Kinderbetreuung oder die schulische Infrastruktur besser ist. Das Nachbesetzen im Hauptquartier ist manchmal einfacher als in einer Filiale.
Somit kann man durch eine andere Herangehensweise dem Fachkräftemangel anders begegnen und zugleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Man besetzt die Vakanz, entwickelt einen motivierten Mitarbeiter weiter und verkürzt die Neubesetzungszeit, weil dort neu besetzt wird, wo mehr Angebot besteht. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht. Ich zeige Ihnen, wie das geht.
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