Vor einiger Zeit las ich einen Artikel, in dem über mögliche Lücken im Lebenslauf gesprochen wurde. Den Lesern wurde empfohlen, solche Lücken möglichst kreativ zu beschreiben, so dass sie zum Schmuck gereichen könnten. Orange Handelsblatt Das ist natürlich eine gute Idee. Ich finde die Frage allerdings viel interessanter, was die Firma, die sich einen Kandidaten mit einem lückenhaften Lebenslauf anschaut, so denkt.
In unserer heutigen schnelllebigen Welt sind alle möglichen Eindrücke und Erfahrungen relevant. Ist es da ein Makel oder ein Prädikat, wenn jemand zwischen zwei Jobs einmal zuhause war und vielleicht einen Eindruck alltäglichen Alltags erhalten hat? Ist die Information, wie es im öffentlichen Verkehr zugeht, vielleicht relevant? Oder welches Kaufverhalten verschiedener Personengruppen zu beobachten war?
Wenn der Kandidat in der Zwischenzeit einen Minijob hatte, um sich zusätzliche finanzielle Mittel zu erwirtschaften: Welche Einblicke hat er oder sie dadurch erlangt, die relevant sein können? Vielleicht hat der Kandidat ja auch eine Auszeit genommen und ist gereist. Welche internationalen Erfahrungen hat er oder sie gemacht, die für die ausgeschriebene Stelle relevant sind?
Der Mensch als Ganzes
Tatsächlich geht es bei der Rekrutierung von Personal darum, den Menschen als Ganzes zu betrachten und auch sogenannte Softskills einzubeziehen. Alle Erfahrungen, Erfolge, Rückschläge formen unseren Charakter und beeinflussen unser Verhalten. Je reicher und vielfältiger die Eindrücke waren, desto besser. Ist nicht ein Geschäftsführer, der viele unterschiedliche Erfahrungen gemacht hat und vielfältigste Aufgaben erledigen musste, besser in der Lage, auf alle Eventualitäten zu reagieren als ein Kandidat, der sein gesamtes Leben in der gleichen Firma, am gleichen Ort und in der gleichen Abteilung gearbeitet hat?
Wer ist mehr geschult, Menschen erfassen und lesen zu können: derjenige, der immer dieselben Menschen um sich hatte oder derjenige, der von den Azteken bis zu den Bewohnern Zyperns alle verschiedenen Länder, Kulturen und Religionen kennengelernt hat? Jemand, der auch mal mit sozial schwächeren Menschen zusammen war und nicht nur erfolgreiche Geschäftsleute kennt? Jemand, der vielleicht ein eigenes Start-up gegründet hat und damit Schiffbruch erlitten hat?
Es wird viel über die deutsche Vorliebe für Erfolg gesprochen: Versagen ist keine Option. Auch hier gilt: Versagen lässt einen wachsen. Ich persönlich finde immer die Lebensläufe am spannendsten, die Lücken, Ecken und Kanten haben. Da hört man extrem beeindruckende Geschichten und kann damit viel anfangen. Sie möchten wissen was? Ich helfe Ihnen gerne dabei, das zu erforschen.
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