Dieser Tage ist der bevorstehende Brexit ein heiß diskutiertes Thema. Dass ich mich in diese Diskussion einklinke, liegt auf der Hand: Der Brexit hat kurz-, mittel- und langfristig massive Auswirkungen auf den Bereich Human Resources. Daher werfe ich heute einen Blick auf die Herausforderungen, denen sich Unternehmen und ihre Personalabteilungen angesichts des Brexits stellen müssen.
Was bedeutet der Brexit für die Unternehmen in Deutschland? Auf der Hand liegt, dass das Produzieren und Handeln nun schwieriger wird. Was bedeutet ein Brexit jedoch für die Firmen intern, für die Mitarbeiter und für die Personalabteilung? Zunächst haben Mitarbeiter von Firmen, die in Großbritannien und Europa ansässig sind, plötzlich Kollegen, die nicht mehr in der gemeinsamen EU, sondern im Ausland angesiedelt sind. Das hat Auswirkungen auf Reisen und Reisebudgets und verändert wahrscheinlich auch wechselseitige Wahrnehmung von Europäern und Briten. Sorgfältig beobachtet werden muss, ob sich durch den Brexit der Umgang miteinander verändert, ob es kritische Bemerkungen gibt oder schlimmstenfalls Anfeindungen. Darüber hinaus steht – mehr oder weniger ausgesprochen – die Frage im Raum, ob sich die Firma aus Großbritannien zurückziehen und was dies für Kollegen und Teams bedeuten könnte. Eine weitere Sorge betrifft die wirtschaftliche Entwicklung. Brechen die Geschäfte in Großbritannien ein, müssen Mitarbeiter entlassen werden, eventuell sogar im Inland?
Zu diesen Themen des Change Managements müssen sich bereits jetzt die Personaler der betroffenen Firmen Gedanken machen. Wie helfen sie den Mitarbeitern durch diese Phase? Wie können sie die Ängste angehen und sicherstellen, dass Motivation und Produktivität nicht absacken?
Des Weiteren müssen Ansätze gefunden werden, um britische Mitarbeiter in die Personalprozesse einzugliedern. Wenn eine Firma bereits andere Mitarbeiter außerhalb Europas hat, ist dies einfach. Wenn mit dem Brexit diese Situation erstmals eintritt, wird es kompliziert, da Prozesse hinzukommen, die es vorher nicht gab. Arbeitsgenehmigungen und Visa sind nur ein kleiner Teil davon. So werden zum Beispiel Karriereschritte, die mit einer Tätigkeit zum Beispiel in London verbunden sind, plötzlich weniger attraktiv als zuvor. Auf der anderen Seite stehen vielleicht britische Mitarbeiter Schlange, um eine Tätigkeit im Gebiet der Europäischen Union zu bekommen. Und kehren zum Beispiel bislang in Großbritannien tätige Mitarbeiter in größeren Gruppen zurück, stellt sich ein Raumproblem. Home Office könnte hier eine praktikable Lösung sein.
Als erstes sollte die Personalabteilung daher Sorge tragen, dass mit den Mitarbeitern intensiv kommuniziert wird. Damit das Brodeln in der Gerüchteküche aufhört und die sich im Aufschwung befindende Wirtschaft sich nicht durch Unsicherheiten und angestellte Vermutungen selber das Wasser abgräbt. Insofern ähnelt die Situation einer Devestition, wobei es sich nicht um einen Geschäftsbereich handelt, sondern um ein ganzes Land. Und beschließt ein Unternehmen, sich aus Großbritannien zurückzuziehen, sind zuerst alle Funktionen und Geschäftsbereiche so umzubauen, dass dieser Schritt möglichst reibungsfrei verlaufen kann. Klingt einfach und ist es eigentlich auch, wenn man sich darauf gut vorbereitet …
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